2. Liga
2. Spieltag 04.04.2022
Spielbericht von Autonama


Montagabend, sechseinhalb Grad, böiger Starkregen. Das ist kein Fritz-Walter-Wetter mehr, das ist schon Paul Cascoigne. Doch pünktlich zum kreiselnden Autonama-Aufwärm hat Gott ein Einsehen: sie stoppt die Flut, die jetzt nur noch per Licht auf die Cantianplätze fällt. Aus dem nahen Stadion tönen aus tausenden Kehlen die Schreie, wenn Victoria ihren Namen erfüllt. Dieser etwas zu lyrische Einstieg zeigt die Schwierigkeit, in Zeiten wie diesen einen Spielbericht ohne jede kriegerische Metaphorik zu schreiben. Der Autor wagt es trotzdem.
Und die ersten Minuten gegen Onefootball, einer jungen, technisch versierten Mannschaft mediterraner Spielkultur, sind ihm gnädig, denn der Plot dieses Abends startet ohne Exposition: wir eröffnen mit einem gefährlichen Fehlpass, der Gegner schaltet blitzschnell um, wir kommen nicht mehr dazwischen – der frühe Rückstand in Minute 2.
Doch merken wir auch, dass wir dank Coach Böttcher gut genug aufgestellt sind im neuen Erfolgssystem "funkelnde Raute" (Merkel – Wolff, Guggenberger, Reinartz – Karig – Oz, Richter), um die vom Traumstart geweckten Aufstiegsambitionen nicht sofort wieder hinterm Basketballplatz zu begraben. Die ersten Kombinationen laufen flüssig, ihren Abschlüssen will zwar kein Glück beschieden sein, aber das Spiel ist nun exakt ausgeglichen. Die Zweikämpfe werden bissiger, hinten halten wir dagegen, mental sind wir sowasvonda, kurz: da geht was.
Dann legt Karo nach fünfzehn Minuten den Ball am letzten Mann vorbei, welcher sich auf eine mögliche Version der Realität einlässt, die Beobachter vom Potsdamer Platz kommen sehen konnten: Kontakt, Fall, Pfiff. Ein Neunmeter der freundlicheren Art. Der Gefoulte nimmt den Ball selber, der Gegner – man kann es nicht anders sagen – plappert ihn ein bisschen voll. Alles völlig egal: links unten, Ausgleich. Spätestens jetzt ist klar: das wird ein Spitzenspiel, Visiere auf, pardon!, Mundschutz unten. Beide Teams geben Vollgas. Wir wechseln (Schönsee, Reißer), wir bleiben stark, der Gegner sowieso, aber kein Team kommt zu glasklaren Chancen. Mit dem Gleichstand in die Pause. Durchatmen, dem Himmel danken für seinen trockenen Humor, nochmal wechseln.

Die zweite Hälfte gleicht der ersten, allein schenkt sich hier jetzt niemand mehr nichts. Linus interessiert sich für die neue Grätschenregel ein wenig zu sehr, muss zur Nachhilfe raus, nachdem er – halb Grätsche, halb Rutsche – für Onefootball noch den Revanche-Strafstoß rausgeholt hat. Doch der technisch versierte Schütze setzt den Neuner rechts neben das Tor (weil Merkel einfach stehen geblieben ist?). Fortuna Autonama, Frusty Onefootball.
Es wird lauter, der lauteste der Onefootballers wird auch rausgeschickt.
Die Unterzahlen werden auf Grund der Intensität des Matches aber kaum bespielt. Langsam wird allen klar, dass sie hier ein Formel1-Spiel sehen: wer den ersten dicken Fehler macht, ist raus. Phasenweise sind wir klar besser, müssten eigentlich das Tor machen, aber vorne fehlt heute die letzte Präzision. Dafür trifft der Gegner kurz hintereinander noch zweimal den Pfosten, Merkel hält uns im Spiel, weil er entschärft, was immer kommt. Es geht in die Schlussphase. Jetzt noch der berühmte Lucky Punch?
Serkan wird von Karo geschickt, der Gegner grätscht, noch ein Neunmeter liegt in der Luft. Aber der erneut hervorragende Schiedsrichter entscheidet sich für die sozialverträglichere Variante: Freistoß. Der handschuhlose Torwart des Gegners passt auch hier auf, eine Ecke noch, dann ist Schluss. In der Kabine weicht die erste Ambivalenz einer amateurfußballerischen Achtsamkeit: das ist ein gewonnener Punkt. Das war ein Aufstiegsaspirant.
Wir aber auch.

(Friedemann „Karo“ Karig für Autonama)