2. Liga
8. Spieltag 23.08.2021
Spielbericht von Autonama
Am Ende lachte der Schiedsrichter: Wie viele waren es denn nun? fragte er fröhlich, und für einen Moment schien es verwunderlich, dass er zuvor 50 Minuten lang immer auf der Höhe des Spiels gewesen war. Eines Spiels, das zur Fröhlichkeit Anlass gab, weil es mit Herz und Verstand gewonnen worden war. Und mit einer schönen Prise Witz.
Lucas Vogelsang war als ausführender Coach - in Abwesenheit von Headcoach Merkel - offensichtlich vorbereitet und glänzend disponiert. Nach einem konzentrierten Warm-up gab er der Mannschaft nur wenige, präzise Sätze mit auf das Feld: Ruhig spielen, ruhig hintenrum spielen, wir müssen nicht immer sofort nach vorn. Die Mannschaft hielt sich daran, hielt den Ball in den eigenen Reihen und den Gegner vom Tor weg. Da der Gegner die gleiche Taktik verfolgte, verlief das Spiel zunächst so gediegen wie ereignislos, bis Nussbaumeder zum taktisch und dramaturgisch richtigen Zeitpunkt ausrief: Wir können uns mehr zutrauen!
Das taten wir dann, und zwar schöner Weise so, dass wir die vorher erspielte Ordnung nicht aufgaben. Wohldosiert trieben der verlässliche Ballverteiler Ehrmann, der immer präsente Wolf und Nussbaumeder das Spiel vertikal in die Tiefe. Und rasch wurde sichtbar, was vorher schon spürbar gewesen war: Wir konnten uns mehr zutrauen, unsere sympathischen und fairen Gegner konnten es kaum.
Die Tore fielen schnell und mit immer wachsender Unausweichlichkeit.
Drei davon nach Standards, was dem Spiel der Autonama eine zeitgemäße Note verlieh. Nussbaumeder beglaubigte seinen Ausruf mit der traumhaften Volleyabnahme eines Eckballs, zweimal drückte der zähe Strafraumwühler Oz den Ball nach Eck- und Freistößen ins Netz. Der hoch willkommene Gastspieler Olsen machte am langen Pfosten ein Kopfballtor, das wegen seiner vorbildlichen Körperhaltung doppelt hätte zählen können, und er schloss auch die schönste Kombination des Abends ab, eine richtig schnelle Ballstafette, die wie fast alles, was richtig schnell ist, über Reinartz lief und ob ihres Timings und ihrer Präzision vom Gegner nur ehrlich bestaunt werden konnte. Zwischendurch verwandelte Nussbaumeder einen Strafstoß mit der ihm eigenen Sicherheit.
Die Chancenverwertung war also fast optimal. Ein weiterer billardartig gespielter Konter scheiterte bei der letzten Station an einer kleinen Ungenauigkeit. Und einmal lief der ungemein spiel- und einsatzfreudige Hennig nach einem hübschen Pass aus der Tiefe Raums allein auf das Tor zu und scheiterte - ohne einen Hauch von Rücklage! - mit seinem flachen Schuss knapp am Torwart.
Bei all dem hatten die Gegner durchaus viel Ballbesitz. Zu einer echten Chance kamen sie allerdings nicht. Ein paar scharfe Torschüsse aus der Distanz und aus spitzem Winkel gab es, bei denen Köhler so richtig stand, dass er sie auch ohne seine katzenartigen Sprünge sicher entschärfen konnte. Für ein bißchen Gefahr sorgte der Unterzeichnende, als er einen Rückpass statt zum Torwart an das eigene Außennetz beförderte.
Und wie viele waren es nun? Ich habe sechs, sagte der lachende Schiedsrichter, ein 6:0, das ist vielleicht zwei Tore zu hoch, grinste er. Aber damit lag er falsch. Genau besehen war dieses Ergebnis leistungsgerecht. Die Autonama ist zwar nicht spektakulär zum Sieg geflogen. Aber sie hat ausgesprochen gemeinsam gespielt. Taktisch geschlossen. Und, ja, man kann sagen: klug.
Spielbericht von rbb Abendschau
Auch wenn das Ergebnis eine andere Geschichte erzählt, gehörte das Spiel zu den besseren der Abendschau-Kicker. Teilweise schöne Ballpassagen, halbwegs gute Laufwege, ungewohnt viel Ballbesitz und die eine oder andere Chance sprang dabei heraus. Den großen Unterschied an diesem Abend machte die schier unglaubliche Effizienz der Autoren nach Standards, die vor allem die Unordnung der Abendschau nach Ecken in 3(!) Tore ummünzte. Am Ende fehlte einfach die Clevernis und Durchschlagskraft vor dem Tor! Glückwunsch an die Autoren zu einem letztendlich verdienten Sieg.