2. Liga
7. Spieltag 02.08.2021
Spielbericht von Autonama


Es war, so viel kann man vorwegnehmen, ein Abend der Rückschläge und der Verwechslungen, ein Abend des Frustes auch. Und deshalb am Ende natürlich ein Abend des Bieres während die guten Tore woanders fielen. In unseren Rucken, in England, in der Vergangenheit. Weshalb wir irgendwann über Özil sprachen, um über uns schweigen zu dürfen. Aber der Reihe nach. Denn zu Beginn dieses Abends noch malten wir halbe Kreise in den Staub, spielten Hampelmänner, waren herabschauende Hunde, tanzten den Schönsee. Der erste Gassenhauer gleich zum Warmwerden, noch vor dem Wetter. Immer zehn Minuten früher auf den Punkt motiviert. Der Coach stand daneben und rauchte. Erratisch, dachte an Zverev, hoffte auf goldene Schüsse. Dann kam der Gegner vom Sender. Radiogesichter, sie waren auch ohne Mikro gut zu verstehen. Ansagen in alle Richtungen. Aber wir kamen gut rein, kontrollierten das Spiel in der Mitte. Und vorne lauerte Reinartz, dahinter der listige Russe. Unruherde, trampelten Pfade in den Strafraum. Trafen jeweils einmal. Eine klare Sache, eigentlich. Doch kurz vor der Pause schwanden die Kräfte, litt auch die Konzentration. Kamen kaum noch Impulse von außen. Der Coach dachte an Zverev. Und der Ball lag tatsächlich im Netz. Der öffentlich-rechtliche Anschluss. Zur Halbzeit also: Autonama zwei, Radio eins. Trotzdem noch kein Grund zur Sorge. Dann aber verwechselte sich der Coach. Hielt sich vielleicht für einen anderen, Stalin in Dreiviertelhosen. Und tauschte, was will man machen, gleich vier Spieler zugleich. Als hätte er damit den Spielfluss gestaut und die Kräfte umgeleitet, lief das Spiel nun in die andere und damit auch in die völlig falsche Richtung. Und die Männer vom Radio, nun wilde Gesichter, erhöhten die Frequenz. Kamen über außen, kamen immer wieder gefährlich vors Tor. Stellten uns Fragen, auf die wir keine Antwort mehr fanden. Dann schossen sie zwei und drehten das Ding. Plötzlich Chartstürmer, grinsende Plattenreiter, während wir auf der letzten Rille liefen und selbst Schönsee, der Tänzer im Staub, der vielleicht größte Hit der 90er, aus dem Rhythmus geriet. Ein Freistoß, ein freies Tor, ein Schuss in den Mann. Dann war es im Grunde vorbei. Der Jubel blieb bei den Gegnern. Der Unmut hingegen bei uns. So schüttelten wir erst Hände, dann Köpfe. Und schlichen schließlich, gerupfte Hühner und traurige Gockel, zum Hahn, um dort, Mesut Özil im Rücken, endlich auch über Zverev zu sprechen.

(Lucas Vogelsang für Autonama - Glückwunsch an Radio Eins)