1. Liga
4. Spieltag 12.10.2020
Tagesspiegel - SONY 2 - 1
Spielbericht von SONY
Ich hatte ja mal ein Abo für den Tagesspiegel. Das hatte mir so eine junge Frau in einer Kneipe aufgequatscht. Damals, als es noch Kneipen gab und ich Papier-Zeitungen las.

Was für ein Anfang für eine großartige Geschichte!

Tagesspiegel gegen Sony: Ein Spiel von wegweisendem Charakter. Sony wollte seinen Schwung fortsetzen und sich vom Tabellende absetzen. Der Tagesspiegel mit aller Macht aus dem Keller.

Der Tagesspiegel wirkte erstaunlich motiviert und kam im frischen Look daher. Klare Linien, Druck auf allen Seiten und immer eine größere Idee im Hinterkopf.

Sony hingegen verzichtete auf seine größten Hits und versuchte sich mal mit etwas Ungewohntem, wirkte dabei eher holprig und eingestaubt, was deutlich hör- und sichtbar war.

Zum Abschluss ersten Halbzeit fand Sony langsam seinen Rhythmus. War das der Plan? Ein derart improvisiertes Crescendo, hat es so etwas schon einmal gegeben? Die A-Seite endete jedenfalls im prestissimo: Akzentuierte Wechsel in allen Fußlagen quer über den ganzen Platz und zum Abschluss ein linksgespielter Paukenschlag in den Winkel. 1:0.

Der Tagesspiegel schien seine besten Geschichten schon auf dem Titel verbraten zu haben. Oder gab es noch ein paar feine Stücke folgenden Ressorts?

Überraschend war es eine vermeintliche Ente, die den Tagesspiegel wieder ins Spiel brachte. Freistehend vor dem Tor fiel ein Tagesspiegelspieler schreiend zu Boden, als wäre ihm eine ganze Seite herausgerissen worden. Der Sony-Keeper schwor auf seine erste Michael-Jackson-Platte, ihn nicht berührt zu haben. Und der nicht zu beneidende Schiri wiederum zeigte auf den Punkt. Mit Druck kennt sich der Tagesspiegel bestens aus: Der Elfmeter wurde locker Netz befördert. Ausgleich. 1:1.

Die Partei plätscherte nun etwas vor sich hin. Wobei die Journalist*innen und Verlagsarbeiter*innen gewillter waren, gleich drei Punkte einzusacken. Was am Ende auch gelingen sollte, als ein Tagesspiegelstürmer den Pfosten, den Torhüter, wieder den Pfosten (vermutlich auch wieder den Torhüter) und irgendwann auch ins Netz traf. Das Tor, kein sehr schönes, aber dafür umso wichtiger, zog Sony endgültig die Nadel aus dem Plattenspieler.

Nach dem durchaus verdienten Sieg für den Tagesspiegel war ich sogar bereit, mich wieder zu einem Abo bequatschen zu lassen. Aber die Kneipen sind zu! Vielleicht sollte ich dem Newsletter von Herrn Maroldt endlich mal eine Chance geben?